Freitag, 26. Juli 2013

Federleicht und schwer wie Blei

Man kennt ja diese Tage, entweder sind sie gut oder schlecht. Oder "es geht so". Der heutige Freitag hielt aber einfach mal die komplette Bandbreite bereit: Vorfreude, Schmerzen, Erleichterung, Weinen, Traurigkeit, Freude, Leichtigkeit, Wut, Enttäuschung, Schwere, Anspannung, Entspannung, ... das volle Programm!

Über Nacht habe ich meine Tage bekommen. Gestern kam bereits eine leichte Schmiere, so dass es keine Überraschung war. Und so schlimm wie sonst war es eigentlich auch nicht, denn es war jetzt ja sozusagen der Startschuss für den Vorzyklus! Aber die Unterleibsschmerzen waren wieder einmal vom Feinsten, gleich nach dem Aufstehen gingen sie los! Nach dem Früstück habe ich erst mal 2 Buscopan eingeworfen, aber die brachten auch keine Linderung. Auf der Arbeit waren die Krämpfe dann so doll, dass mir beinahe schon wieder schlecht davon wurde und ich schon heulen (ja, schon wieder) musste. Dazu kamen dann noch die 30°C im Büro und schwere, geschwollene Beine, ab Bauchnabel bis zu den Füßen fühlte ich mich wie aus Blei. Ich war kurz davor, nach Hause zu gehen, versuchte mein Glück aber dann noch mit 2 weiteren Buscopan ... und tatsächlich wurde es dann besser. Zwar ging es mir nicht blendend, aber es war gut auszuhalten.
Habt Ihr das manchmal auch, dass Ihr so starke Schmerzen am ersten Menstag habt?
Was macht Ihr dagegen? Könnt Ihr was empfehlen?

Nachmittags hatten wir Besuch von einem bekannten Ehepaar, Werner und Eva. Wir kennen die Beiden schon länger und obwohl sie deutlich älter sind (ich weiß es gar nicht so genau, aber sie sind etwa im Alter unserer Eltern), treffen wir uns ab und zu mit ihnen und verstehen uns ganz prima. Ich würde sie jetzt nicht als Freunde bezeichnen, denn soviel wissen wir nicht von ihnen und so oft sehen wir uns nicht, aber es sind sehr, sehr nette Bekannte - ich mag die Beiden wirklich gerne. Nun stand aber ein Gespräch an, vor dem es mir bzw uns graute. Wir wollten unseren Kinderwunsch "beichten"! Wer hier mitliest, weiß ja, dass wir es eigentlich geheim halten und nur meine beste Freundin darüber Bescheid weiß. Warum nun also den beiden? Ganz einfach, Werner und Eva sind auch unsere Steuerberater! Nun möchten wir unsere Aufwendungen für die Kiwu-Behandlungen ja gerne bei der Steuer mit einreichen. Aber wie doof ist das denn bitte, wenn wir die beiden privat kennen, nie ein Wort darüber verlieren, wir die Unterlagen dann einreichen und sie es schwarz auf weiß lesen und so dann erfahren?? Also wollten wir die Zwei einweihen. Eigentlich schon beim letzten Treffen, so hatten wir es uns zumindest vorgenommen. Wurde aber nix, wir haben uns nicht getraut! Ich fragte meinen Mann danach, warum er denn nichts gesagt hat, und er meinte, dass es irgendwie nicht passte! Er hatte ja auch Recht damit, so ging es mir auch, aber wann passt das Thema Unerfüllter Kinderwunsch denn? Irgendwie nie. Auch heute nicht und ich war während des Besuches leicht (bis ziemlich) angespannt. Als Werner dann aber damit anfing, dass sie nun auch gleich mal los wollen, machte sich langsam etwas Panik in mir breit. Ich wollte das endlich los werden, aber irgendwie passt es wirklich  nie! Also habe ich dann einfach meinen ganzen Mut zusammen genommen und bin damit angefangen! Peng, auf den Tisch damit! Und .... es war gut! Sehr gut! Wir haben unsere Geschichte kurz erzählt und die Beiden hörten sich das interessiert an. Nun muss ich dazu sagen, dass Werner und Eva einen (mittlerweile erwachsenen) Sohn haben, der adoptiert ist. Da gehen sie auch offen mit um, aber ich habe nie gefragt, warum sie ein Kind damals adoptiert haben. Es hat mich zwar schon interessiert, aber ich stelle nicht gerne zu persönliche Fragen an andere Leute und möchte nicht frech, neugierig, aufdringlich oder so wirken - ich mag es ja schließlich auch nicht, wenn jemand bei uns nachfragt. Heute haben sie dann erzählt, dass sie auch keine eigenen Kinder bekommen konnten - deshalb die Adoption. Das war echt interessant. Und mit den Beiden über unsere Situation zu sprechen, war dann nach den ersten zwei Sätzen auch gar nicht mehr schlimm. Denn das Gespräch verlief völlig normal, so als würde man über was ganz Alltägliches sprechen.  Gerade mit Eva habe ich mich dann etwas ausführlicher unterhalten. Dadurch, dass Werner und Eva damals selbst vor der Situation "Vielleicht wird das nie was mit Kindern" standen, war das Thema nicht fremd für sie. Sie kennen selbst diese Gefühle, die Momente, in denen es einem gut geht und dann die, in denen es einem schlecht geht, die Erfahrungen mit dem Umfeld usw. Sie sind halt normal mit uns umgegangen, haben Mut gemacht, aber keine falschen Hoffnungen und was mir ganz wichtig ist, sie haben uns nicht bemitleidet.
Eva hat gesagt, sie hofft für uns, dass es mit dem eigenen Kind klappt, aber wenn nicht, dann wird es einen anderen Weg geben - es wird weiter gehen - es kommt, wie es kommt! Erst einmal soll ich mich freuen, dass ich 5 Versuche habe, schwanger zu werden und in der heutigen Zeit lebe. Sie selbst hatte damals nach der OP gar keine Chance mehr auf ein eigenes Kind, keinen Versuch. Heute wäre das vielleicht anders gewesen. Recht hat sie! Ihre Worte, ihre Geschichte haben mir irgendwie Kraft gegeben und ich hoffe, dass diese etwas länger bleibt. Als die Beiden weg waren, fühlte ich mich auf einmal leicht wie eine Feder. Irgendwie bescheuert, denn morgens fühlte ich mich ja noch, als würde ich einen Sack voll Steine mit mir herum tragen. Aber da war nun nur noch diese Erleichterung, dass wir das Thema nun auf den Tisch gepackt haben und Leichtigkeit als Folge von diesem wohltuenden Gespräch. Ein ganz wunderbares Gefühl, das habe ich lange nicht mehr gespürt. Ich fühle mich gerade ziemlich bereit für unsere erste ICSI. Bitte, bitte, liebes Gefühl, bleibe so!


Eigentlich könnte ich heute Abend endlich mal wieder so richtig glücklich ins Bett gehen ... hätte ich nicht auf dem Blog einer lieben Bloggerfreundin so wahnsinnig traurige Neuigkeiten lesen müssen! Warum muss das Schicksal eigentlich immer irgendwo so gemein zuschlagen??? Kann nicht mal alles gut laufen? Bin verdammt traurig.

4 Kommentare:

  1. Hallo Lene,

    zunächst möchte ich dir sagen, dass ich deinen Mut bewundere, so ein schweres Gespräch mit Menschen anzufangen, die man (noch) nicht sooo gut kennt. Aber es liest sich so, als sei das genau das gewesen, was ihr mal gebraucht habt. Das ist sehr schön!!

    Ich habe auch immer schlimme Krämpfe am ersten Tag der Regel. Mir hilft Wärme dabei. Entweder durch eine warme Badewanne oder eben durch mein riesiges Wärmekissen (mit Dinkel gefüllt). Wärmflasche geht natürlich auch. Viel anderes hilft mir leider nicht. Wenn ich arbeiten bin, schmeiß ich meist Paracetamol ein, damit ich es einigermaßen aushalten kann.

    Alles Gute!!

    Mrs. Herzgedanken

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  2. Huhu du liebe. Super das ihr das Thema angesprochen habt vor eurem Freunden. Mir ging es bei einer Freundin auch so ..am ende kam dann raus das sie ihren Sohn nur durch eine icsi bekommen haben ...so ist das manchmal :D ...

    Das mit den mens schmerzen hab ich ab und zu, mir hilft eigentlich immer gut eine Wärmflasche.

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  3. Hallo Lene,
    Ich kann dir nur von der anderen Seite berichten. Ich bin ja im Steuerrecht tätig. Und da ist es schon komisch, wenn ich einen Fall auf dem Tisch habe, bei dem künstliche Befruchtung als Krankeitskosten anzusetzen sind. Einmal musste ich sogar Einspruch für einen Mandanten einlegen, weil das Finanzamt die Notwendigkeit der Aufwendungen angezweifelt hat. Man...musste ich mich da zusammen reißen, sachlich zu bleiben. Aber ich habe den Einspruch gewonnen...und das Paar hat zum Schluss sogar Drillinge bekommen.
    Liebe Grüsse
    Hanni
    Auch ich bin traurig wegen ZweiLinien. Ich weiß noch genau, wie sich das anfühlt. Gibt es nicht so ein einheitliches Symbol, das alle Blogschwestern posten könnten...in so einem Fall ? Als Zeichen des Mitgefühls? Vielleicht eine Lilie?

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  4. Liebe Lebe, toll, dass du dich im Moment bereit für die ICSI fühlst, das hört sich super an! Und dann beginnt auch schon der Vorzyklus, es geht also langsam los....

    Zu den Mens-Schmerzen kann ich dir leider (oder Gott sei Dank) gar nichts sagen, habe fast nie etwas gehabt ;-)

    Schön, dass du das Thema endlich angesprochen hast, wenn dich das eh schon länger beschäftigt hat!

    Alles Liebe vom Küken

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